HALLUX VALGUS


Hallux-valgus-Operation individuell nach Schweregrad
und ohne Fremdmaterial nach eigener Klassifikation

 

 

Für die Operation des Hallux valgus, im Volksmund auch „Ballen“ genannt, gibt es inzwischen fast 150 verschiedene Operationsverfahren. Sie können prinzipiell in drei Gruppen eingeteilt werden: Weichteileingriffe, Eingriffe am Knochen sowie die Kombination von beidem.

Bisher diente in der Regel nur der Winkel der Großzehenfehlstellung für Auswahl und Art und Weise des operativen Vorgehens.

Individuelle Unterschiede im Ausprägungsgrad der Großzehenfehlstellung werden bei vielen Operationsmethoden nur beschränkt berücksichtigt.

Hallux valgus ist aber nicht gleich Hallux valgus!

Bei gleichem Winkel der Großzehenfehlstellung  kann ein unterschiedlicher Schweregrad der Erkrankung vorliegen, der bei der operativen Korrektur berücksichtigt werden muß, um eine nicht genügende Korrektur oder ein schnelles Rezidiv zu vermeiden.

In meiner anatomischen/radiologischen Studie ist das Krankheitsbild des Hallux valgus in 7 Schweregrade eingeteilt. Hierfür wurde mir 1998 der „Imhäuserpreis“  der Deutschen Fußgesellschaft (DAF) verliehen.

Zwei kleine Knöchelchen, die aufgrund ihrer Größe „Sesambeine“ genannt werden, spielen bei dieser Klassifikation die entscheidende Rolle. Diese Sesambeine liegen unter dem Mittelfußköpfchen der Großzehe in ihren beiden Gleitlagern. Zahlreiche wichtige Muskeln und Bänder stehen mit ihnen im Kontakt. Beim Abrollvorgang übertragen sie die Kraft der Großzehe auf den Fußboden.

Was unterscheidet nun den normalen Fuß von einem Hallux valgus?
Beim normalen Fuß liegen die beiden Sesambeine zentral in ihren beiden Gleitlagern. Beim Hallux valgus geht diese Lagebeziehung verloren. Das Mittelfußköpfchen wandert zur Seite weg, die Sesambeine verlassen ihre Gleitlager und bleiben zurück. Diesen Vorgang kann man sowohl mit normalen Röntgenbild als auch mit CT-Bild sichtbar machen. 

Je weiter sich Mittelfußköpfchen und Sesambeine voneinander entfernen, um so stärker prägt sich ein Hallux valgus aus. Je länger diese Fehlstellung besteht, um so wahrscheinlicher wird eine Abnutzung der Gleitlager der Sesambeine, eine sogenannte „Arthrose“. Die Gleitlager der Sesambeine werden mit der Zeit ganz abgeschliffen.

Als Folge kann die Großzehe beim Abrollvorgang die Kraft nicht mehr über die Sesambeine wie gewohnt auf den Boden übertragen. Diese Aufgabe müssen nun die benachbarten Zehen übernehmen, die dabei oft überlastet werden. Schmerzen an den Mittelfußköpfchen dieser Zehen können auftreten, es entsteht so eine Metatarsalgie.

Die Auflösung der Lagebeziehung von Mittelfußköpfchen und Sesambeine ist bei der Entwicklung eines Hallux valgus von besonderer Bedeutung.

7 Klassen der Lagebeziehung und damit 7 Schweregrade eines Hallux valgus sind möglich:

die Klassen 0/0, 1/0 und 1/1 (in der Regel im Alter von 12 bis 25 Jahren)
die Klassen 2/1 und 2/2 (in der Regel im Alter von 26 bis 45 Jahren)
die Klassen 2/3 und 3/3 (in der Regel im Alter von 46 bis 80 Jahren)

Die Schweregrade 2/3 und 3/3 erfordern eine aufwendigere OP-Technik als die Schweregrade 2/1 und 2/2, die Schweregrade 2/1 und 2/2 eine aufwendigere OP-Technik als die Schweregrade 0/0, 1/0 und 1/1.

Bei der von mir modifizierten OP-Technik nach Mitchell ist dies möglich.

Diese OP-Technik durchtrennt den Mittelfußknochen so, dass ein Zapfen entsteht. Das Mittelfußköpfchen wird zur Seite verschoben, der Zapfen verhindert ein Zurückrutschen. Die neue Stellung wird mit Fäden fixiert, die sich in 6 Wochen von selbst auflösen. Wie weit das Köpfchen zur Seite geschoben wird, ob hierbei die Schnitte hierbei parallel oder schief verlaufen, ist vom jeweiligen Stadium des Hallux valgus abhängig, d.h. jeder Fuß wird individuell operiert.

Die überdehnte Kapsel im Bereich des Ballen wird neu rekonstruiert. Da jede Kapsel- oder Bandheilung 4 bis 6 Wochen benötigt, wird der Vorfuß mit einem speziellen Schuh  in dieser Zeit entlastet. Zu starke Belastung des Vorfußes würde die frisch genähte Kapsel bzw. die Fäden der Naht reißen lassen und zu einem vorzeitigen Korrekturverlust führen. Zu frühe Belastung bedeutet letztlich Verzicht auf eine Weichteilkorrektur (Korrektur des Sesambein-
komplexes) und damit eines entscheidenden Teils der Fehlstellung!

Für die knöcherne Heilung sind in der Regel weitere 2 Wochen Entlastungszeit notwendig. Spätestens nach 8 Wochen darf voll belastet werden.

Im Gegensatz zu vielen anderen Operationsverfahren wird kein Fremdmaterial wie Drähte, Schrauben oder Platten verwendet, die entweder wieder entfernt werden müssen, oder dauerhaft im Körper bleiben und beim Schuhwerk zu Problemen führen können.